Herkunft und Geschichte

Die Herkunft der Chesapeake Bay Retriever, der einzigen amerikanischen Retrieverart, liegt noch etwas im Dunkeln.

Die folgende Geschichte könnte der Wahrheit nahe liegen:

Im Jahre 1807 lief ein englisches Frachtschiff auf Grund. Die schiffbrüchige Besatzung samt zwei jungen mitreisenden Hunden, die ein Matrose in Neufundland erworben hatte, wurde von einem amerikanischen Schiff namens „Canton" gerettet.

Bei den Hunden handelte es sich um einen dunkelroten neufundländerähnlichen Rüden namens „Sailor" und um eine schwarze Hündin gleichen Typs, die zu Ehren des Rettungsschiffes „Canton" genannt wurde.

Die Hunde wurden an Land einheimischen Bewohnern geschenkt, die von diesen wasserliebenden Hunden mit ausgeprägtem Hang zum Apportieren und Stöbern sehr beeindruckt waren. Zwar ist nirgendwo belegt, dass „Sailor" jemals „Canton" gedeckt hat, doch vermutet man, dass ihre Nachkommen mit in die USA eingeführten Retrievern gekreuzt wurden. Kynologen bezweifeln jedoch, dass auch der Otterhund beteiligt war. In jedem Fall hat jedoch das Einkreuzen des Irish Water Spaniel des Chesapeake Bay Retriever den letzten züchterischen Schliff gegeben.

Seine Standartfixierung bekam der Chesapeake Bay Retriever erst um das Jahr 1885. Als Arbeitshund war der stockhaarige Retriever bei der Entenjagd im eiskalten Wasser der Chesapeake Bay kaum noch zu übertreffen und daher sehr geschätzt bei der einheimischen Bevölkerung. In den USA ist der Chesapeake Bay Retriever heute einer der bekanntesten Retrieverschläge. In Europa ist er dagegen selten zu sehen. Diese außergewöhnliche Retrieverrasse auch in Deutschland bekannter zu machen, bemüht sich der DRC e.V., als VDH- anerkannter Verein in Deutschland.

Der Chesapeake Bay Retriever ist als Jagdhund für die Entenjagd gedacht, durch seine vielseitigen Fähigkeiten ist er jedoch auch für andere Verwendungen leicht auszubilden.

Die Struktur seines Felles stellt eine Besonderheit dar und macht ihn zu einem wetterharten und wasserfesten Hund, der auch bei Schnee und Eis und sehr kaltem Wasser gebraucht werden kann. Sein Fell ist „ölig", die Unterwolle so extrem dicht, dass kein Wasser bis auf die Haut dringen kann. Man sagt, sein Fell widersteht dem Wasser genauso stark, wie das Gefieder einer Ente.

In seiner ganzen Art ist der Chesapeake Bay Retriever sehr mutig, ausdauernd und robust. Sein lebhaftes Wesen, die große Intelligenz und der außerordentliche Arbeitswille machen ihn zu einem wertvollen Partner und Freund des Menschen. Bei einer nur familienbezogenen Erziehung kann er manchmal etwas dickköpfig werden und braucht daher durchaus eine etwas stärkere Führung. Er zeigt sich jedoch liebenswert, treu und sehr wachsam, wenn er eine nach Wesen und Eigenschaft ausgerichtete Haltung und Erziehung genießt.

Es gibt den Chesapeake Bay Retriever in den verschiedensten Farben von strohfarbig  (light deadgrass / deadgrass) über hellrötliche Töne (sedge) bis hin zu hellbraun (light brown), braun (brown) und dunkelbraun (darkbrown).

Der Chessie war lange Zeit der Allround-Hund des einfachen Mannes an der Chesapeake Bay. Als Jagdhelfer auf Enten und wehrhafte Gänse im Eiswasser und im unwegsamen Sumpfland war und ist er in seinem Element. Er wurde bekannt für seine Wasserfreude, Ausdauer, Mut und Härte bei schwierigen Apportieraufgaben, die oft eine sehr selbstständige Arbeitsweise erfordern.

Neben dieser Aufgabe als Jagdhund sollte dieser Hund seinen Besitzer, Haus und Eigentum bewachen und beschützen. Daher hat sich ein natürlicher Wach- und Schutztrieb in der Rasse entwickelte.

Fremden gegenüber ist der Chessie daher zuerst meist distanziert, situationsbedingt sogar misstrauisch.

Außerdem wird er oft als sehr selbstständig und etwas eigensinnig bezeichnet.

Seiner Familie gegenüber ist der Chespeake jedoch sehr freundlich und gutmütig. Er agiert auch bereitwillig als geduldiger Spielgefährte für die Kinder.

Verwendung:

Der Chessie ist vom Ursprung ein Jagdhund, der unbedingt eine ihn physisch und psychisch auslastende Aufgabe braucht. Er dankt dies seinem Besitzer mit unermüdlicher Lern- und Arbeitsfreude.

Auf der Jagd lässt sich der Chessie hervorragend für die Arbeit nach dem Schuss einsetzten, sei es nun zum Apportieren von Niederwild oder auf den Schweißfährten. Zum Stöbern und Buschieren, sowie auch zum Vorstehen lässt sich der Chessie ebenfalls ausbilden.

Wahre Meister gibt es unter den Chessies in der Markierarbeit, d.h. der Chessie merkt sich bei der Jagd auf Federwild mehrere Fallstellen exakt, die er dann punktgenau abarbeitet.

Witterungsgegebenheiten (Eiswasser, Dornengestrüpp) stören einen Chessie nicht, denn er gibt auch unter den schwierigsten Bedingungen eigentlich nie auf.

Der Nichtjäger kann einen Chessie mit alternativen Aufgaben beschäftigen wie mit der retrievergerechten Apportierarbeit mit Dummys oder der Rettungshundearbeit.

Fakt ist, dass dieser Hund unbedingt eine Aufgabe braucht, er dankt es seinem Besitzer mit unermüdlicher Lern- und Arbeitsfreude.

Unausgelastete Chessie können sich schnell selbst eine Beschäftigung suchen, die oft dann keine Zustimmung des Besitzers findet, z.B. kann er damit beginnen  sein Revier übermäßig zu schützen und irgendwelche Gegenstände (z.B. das Auto) zu verteidigen.

Ausbildung:

Für einen jungen Chessie ist es oft schwer, dass Warten zu lernen. Häufig fällt dieses Warten (z.B. in Trainingsgruppen) ihm viel schwerer als die eigene Aufgabe zu lösen.

Für einen jungen Chessie muss daher das Training immer interessant bleiben, bei langweiligen sich immer wiederholenden Aufgaben verliert der intelligente Chessie sonst schnell die Motivation.

Bei der Ausbildung ist weiter zu beachten, dass der Chessie eine konsequente Führung und Rangordnungszuweisung benötigt. Diese Konsequenz darf aber nicht mit Härte durchgesetzt werden. Ein einfühlsamer Führungsstil wird dadurch belohnt, dass der Chessie eigentlich immer mit großer Arbeitsfreude und Passion mit seinem Führer zusammen arbeitet.

Ein Chessiewelpe sollte rechtzeitig und positiv sozialisiert werden. So ist es wichtig, dass der Chessie von Anfang an lernt, Hunden anderer Rassen, anderen Tieren und Menschen freundlich oder zu mindestens gelassen zu begegnen. Dominantes Gehabe anderer Hunden gegenüber muss bereits im Junghundealter unterbunden werden. Als erwachsener Hund hat der Chessie dann oft wenig Interesse an anderen Hunden oder fremden Menschen.